Nomen est omen

Was ist eigentlich ein Chiller?
In dieser Frage schwingt etwas Subversives mit. Man spührt förmlich das unterschwellige Konfliktpotential. Machen wir uns nichts vor, ein so begonnenes Gespräch, beispielsweise eines mit meinem 15jährigen Sohn, wird folgende Richtung einschlagen:
„Chillen eben“. Wie? Was genau meinst du damit? „Na, chillen eben“. Meinst du, irgendwo abhängen, relaxen, entspannen, oder was? „Mensch, du blickst es einfach nicht. Chillen ist chillen“.
Man ahnt bereits, wohin die Reise geht.
Eine ganz andere Richtung schlägt die Unterhaltung ein, würde man auf die ca. 1.7 Megabyte an Daten verweisen, die für nächstes Jahr pro Erdenbürger anfallen. Pro Sekunde. Das sind schlappe 4,4000000000000000000000 Byte jeden Tag.
Eine schöne runde Zahl, die keinen echten Widerstand beim Gegenüber erwarten lässt. Ca. 40% der, für die Verarbeitung notwenigen Energie, fällt übrigens in Form von Wärme an. Da wird schnell offensichtlich, das Chiller aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken sind.
Es handelt sich bei diesen nämlich keineswegs um eine frei verfügbare Ressource aus dem Lebensgefühl einer jungen Generation. Vielmehr dreht es sich um aufwändige Kühlsysteme für Rechenzentren, die funktionieren „… am effektivsten mit einer Kühlung per deionisiertem Wasser … Man spricht auch von Kaltwassersätzen, Water-Chiller oder Process-Cooler. Weitere Kühlmedien können Wasser – Glykol Mischungen und wasserbasierende Emulsionen sein.

Und spätestens hier verschränken sich die Ideale eine gechillten Jugend auf unheilvolle Art und Weise mit der harten Wirklichkeit digitaler Errungenschaften. Denn trotz all der hieraus resultierenden Informationsdichte – immerhin wurden während des kurzen Zeitraum beim Überfliegen dieser paar Zeilen schon wieder Megatonnen an Daten generiert – dürfte klar sein, dass meinem Junior diese Zusammenhänge weder bekannt noch relevant vorkommen. Chillig sind sie jedenfalls nicht und zu einer angenehmen Plauderei eignen sie sich auch nicht wirklich.
Dann doch lieber gleich das Thema wechseln. Wie wär es statt dessen mit: Was ist Faust? Oje.

Vielen Dank für die technischen Einblicke an Otto Geißler / Ulrike Ostler
datacenter-insider.de/was-ist-ein-chiller

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